Varroa-Behandlung mit Oxalsäure: Das komplette Konzept nach Peter Falk
Das Varroa-Konzept von Peter Falk: Effektive Blockbehandlung mit Oxalsäure
Sie suchen nach einer verlässlichen, modernen und bienenschonenden Methode zur Bekämpfung der Varroamilbe? Dann sind Sie hier genau richtig. Wir stellen Ihnen das schwellenbasierte Behandlungskonzept von Peter Falk (Imkerschule Kapf) vor. Es basiert auf der Sublimation von Oxalsäure und kombiniert eine genaue Diagnose mit gezielten Behandlungsblöcken. Dieses Vorgehen schont die Bienen, da nur bei Bedarf behandelt wird, und sorgt für gesunde, starke Völker im neuen Jahr.
Das Grundprinzip: Diagnose vor der Behandlung
Der Kern dieses Konzepts ist, niemals blind zu behandeln. Als entscheidender Indikator dient der natürliche Milbentotenfall (nMf). Dafür wird eine Bodeneinlage (Windel) unter das Volk geschoben und nach einer festgelegten Zeit die Anzahl der natürlich gefallenen Milben gezählt. Dieser Wert, umgerechnet auf einen Tag, zeigt die tatsächliche Befallsstärke an und bestimmt, ob und welche Maßnahmen nötig sind.
Warum eine Blockbehandlung mit Oxalsäure?
Oxalsäure, die durch Erhitzen verdampft wird (Sublimation), ist hochwirksam gegen Varroamilben. Der feine Oxalsäure-Kristallniederschlag im Bienenstock tötet die Milben ab. Der entscheidende Punkt ist jedoch: Die Behandlung wirkt ausschließlich auf Milben, die auf den Bienen sitzen (sogenannte phoretische Milben). Milben, die sich zur Vermehrung in der verdeckelten Brut befinden, werden nicht erreicht.
Hier setzt die Blockbehandlung an: Durch eine Serie von Behandlungen in kurzen Abständen wird sichergestellt, dass auch die Milben erfasst werden, die mit den frisch schlüpfenden Jungbienen aus den Zellen kommen. So wird über einen kompletten Brutzyklus hinweg die Milbenpopulation systematisch und drastisch reduziert.
Das Behandlungskonzept im Detail
1. Juli: Sommer-Diagnose und Behandlungsstart
Anfang Juli wird der Grundbefall ermittelt.
- Messung: Zählen Sie den Milbenfall über 3 Tage und teilen Sie das Ergebnis durch 3, um den durchschnittlichen natürlichen Milbenfall pro Tag (nMf/Tag) zu erhalten.
- Schadschwellen:
- Wirtschaftsvölker: > 10 Milben / Tag.
- Ableger: > 5 Milben / Tag.
- Maßnahme: Wird die Schwelle überschritten, beginnen Sie mit der Behandlung. Sublimieren Sie dafür 2 Gramm [Link zu Oxalsäure-Dihydrat im Shop] pro Volk.
Sonderfall "Teilen und Behandeln" (TuB):
Bei stark befallenen Völkern (> 10 nMf) und gutem Flugwetter ist die TuB-Methode ab Mitte Juli eine sehr effektive Option. Dabei wird das Volk geteilt:
- Flugling: Die flugtüchtigen Bienen sammeln sich in der alten Kiste am ursprünglichen Ort. Da keine Brut mehr vorhanden ist, kann dieser Teil des Volkes einmalig und hocheffizient mit Oxalsäure behandelt werden.
- Brutling: Die Kiste mit der Königin und den Brutwaben wird an einen neuen Standort gestellt. Nach dem Auslaufen der Brut wird dieser Teil ebenfalls mit Oxalsäure behandelt.
August & September: Die zentrale Blockbehandlung
Die Intensität der Blockbehandlung hängt vom Erfolg der ersten Behandlung ab. Zählen Sie dafür die gefallenen Milben 24 Stunden nach der ersten OSs-Anwendung.
- Szenario 1: > 100 Milben fallen in 24h
- Dies deutet auf einen sehr hohen Befall hin.
- Maßnahme: Führen Sie eine intensive Blockbehandlung durch: 7 Behandlungen alle 4 Tage.
- Szenario 2: < 100 Milben fallen in 24h
- Der Befall ist moderat.
- Maßnahme: Eine Standard-Blockbehandlung ist ausreichend: 4 Behandlungen alle 8 Tage.
Nach Abschluss der Blockbehandlung wird empfohlen, bis Ende Oktober alle 14 Tage weiterzubehandeln, um den Milbendruck konstant niedrig zu halten.
1. September: Kontrolle und eventuelle Nachbehandlung
Etwa vier Wochen nach der letzten Behandlung im August sollten Sie eine erneute Kontrolle des Milbenfalls (nMf/3 Tage) durchführen.
- Neue Schadschwellen:
- Wirtschaftsvölker: > 5 Milben / Tag.
- Ableger: > 1 Milbe / Tag.
- Maßnahme: Bei Überschreitung wird erneut eine Blockbehandlung gemäß dem oben beschriebenen Schema durchgeführt.
Dezember: Die unerlässliche Winterbehandlung
Die Winterbehandlung in der brutfreien Zeit ist der wichtigste Schritt, um den Völkern einen sauberen, milbenarmen Start ins Frühjahr zu ermöglichen.
- Diagnose: Messen Sie den Milbenfall über 7 Tage.
- Schadschwelle: > 0,5 Milben / Tag. Es wird jedoch dringend empfohlen, die Winterbehandlung immer durchzuführen.
- Perfekte Bedingungen:
- Brutfreiheit: Das Volk muss garantiert brutfrei sein. Dies ist meist ca. 3 Wochen nach den ersten richtigen Frostnächten der Fall.
- Zeitpunkt: Behandeln Sie möglichst nahe am 21. Dezember.
- Wetter: Die Temperatur muss über 6°C liegen. Ideal sind 10°C und feuchtes, nebliges Wetter. Dann sitzt die Wintertraube lockerer und der Dampf verteilt sich optimal.
Varroa-Konzept Imkerschule Kapf (Peter Falk) als PDF zum Download

Sicherheit und Ausrüstung: Ihre Gesundheit geht vor!
Die Arbeit mit Oxalsäuredämpfen erfordert zwingend Schutzmaßnahmen.
- Ausrüstung: Für die Sublimation eignen sich moderne, akkubetriebene Geräte wie die InstantVap 18V, die eine schnelle und sichere Anwendung ermöglichen.
- Schutzausrüstung: Tragen Sie bei der Behandlung IMMER eine dicht anliegende Atemschutzmaske und eine ebenfalls dicht schließende Schutzbrille. Ideal ist eine Halb- oder Vollmaske mit einem geeigneten Gasfilter. Einfache Partikelmasken (FFP-Masken) sind für diese Anwendung ungeeignet, da durch Leckagen am Gesichtsrand die schädlichen Dämpfe eingeatmet werden können. Eine für das Sublimat von Oxalsäure geeignete Schutzmaske ist eine unerlässliche Investition in Ihre eigene Gesundheit.
- Anwendung: Achten Sie darauf, dass der Wind die Dämpfe stets von Ihnen wegbläst. Behandeln Sie am besten von hinten oder seitlich am Flugloch.
Rechtlicher Hinweis und Eigenverantwortung
Rechtliche Vorgaben: Bitte beachten Sie, dass die Zulassung von Tierarzneimitteln und Behandlungsmethoden nationalen Gesetzen unterliegt. Informieren Sie sich vor der Anwendung über die in Ihrem Land geltenden Vorschriften. Verwenden Sie nur zugelassene Oxalsäure-Produkte und halten Sie sich an die gesetzlichen Bestimmungen und Anwendungsvorgaben.
Verantwortung des Imkers: Dieses Behandlungskonzept ist eine bewährte Anleitung aus der Praxis für die Praxis. Es stellt jedoch keine Garantie dar, Völkerverluste vollständig zu vermeiden. Der Erfolg hängt von vielen Faktoren ab, wie der genauen Durchführung, der Witterung, dem regionalen Infektionsdruck und der allgemeinen Vitalität Ihrer Völker. Die letztendliche Verantwortung für die Gesundheit Ihrer Bienen und die sachgemäße Anwendung liegt immer bei Ihnen als Imkerin oder Imker.